Wenn dein Hund ausrastet – und du denkst: „Was stimmt nicht mit dir?“
Was aussieht wie Trotz, ist oft ein Alarm im Nervensystem
Du gehst spazieren. Alles wirkt ruhig. Dein Hund schnuppert, du atmest durch. Und dann – Stress. Ein anderer Hund taucht auf. Dein Hund rastet aus.
Warum passiert das? In diesem Artikel erfährst du, wie du Stress beim Hund verstehen kannst und warum er nicht „bockig“, sondern überfordert ist, wenn dein Hund ausrastet .
In solchen Momenten sieht es aus, als würde dein Hund bewusst entscheiden, sich aufzuregen.
Aber das tut er nicht.
Er reagiert. Mit allem, was sein Nervensystem dafür hergibt.
Verhalten ist oft kein Plan.
Es ist ein körperlicher Zustand, der nach außen tritt.
Was wir sehen, ist nur die Oberfläche.
Darunter arbeitet ein Nervensystem im Ausnahmezustand.
Und genau hier liegt der Schlüssel zum Verstehen:
Nicht jeder Hund, der an der Leine ausrastet, will stören.
Aber auch nicht jeder Hund kann sich selbst wieder runterregulieren.
Was wir sehen, ist nicht nur „Pöbelei“. Es ist ein neurobiologisches Notprogramm.
Stress ist kein Gefühl. Es ist ein Zustand im Körper.
Was ist Stress eigentlich?
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Stress ist kein Charakterzug, sondern eine körperliche Reaktion auf Reizüberflutung oder wahrgenommene Bedrohung
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Er wird gesteuert über das autonome Nervensystem:
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Puls und Atemung steigen
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Muskeltonus erhöht sich
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Verdauung wird gehemmt
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Lernfähigkeit sinkt
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Das Ziel ist: Überleben -> nicht gefallen
Drei Wege durch den Sturm: Wie dein Hund innerlich reagiert
Laut der Polyvagalen Theorie kennt das Nervensystem drei grundsätzliche Strategien:
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Aktiv werden (Kampf oder Flucht)
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Abschalten (Erstarrung, Rückzug)
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Sich verbinden (soziale Sicherheit)
Welche davon ausgelöst wird, hängt nicht vom Charakter deines Hundes ab, sondern davon, wie bedrohlich die Situation für ihn wirkt.
Und: wie gut du ihm hilfst, da durchzukommen.

Wenn der Körper unter Strom steht
(= Sympathikus aktiv)
Wenn dein Hund bellt, zieht oder springt, hat sein Körper entschieden:
„Ich muss hier raus. Oder rein.“
Er ist auf Angriff oder Flucht gepolt. Das ist keine Boshaftigkeit – sondern eine biologische Aktivierung.
Die Muskeln spannen sich, das Gehirn fokussiert nur noch auf den Reiz.
Die Ohren hören nicht mehr dich, sondern Gefahr.
Und der Rückruf? Kommt nicht mal mehr durch.
Sympathikus: Der Antreiber im System
- Aktiviert den Körper zur Handlung
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Typisch: große Pupillen, angespannte Rute, hohe Körperspannung
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Lernfähigkeit: stark eingeschränkt
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Sozialverhalten: nur noch selektiv (z. B. auf den Reiz gerichtet)

Wenn scheinbar nichts mehr geht
(= Dorsaler Vagus aktiv)
Manche Hunde wirken ruhig, obwohl sie gerade alles andere sind.
Sie stehen still, nehmen nichts mehr auf, reagieren weder auf Futter noch auf dich.
Von außen sieht es fast ordentlich aus während im Inneren ein Sturm tobt.
Häufig ist das der erste Schritt, bevor etwas kippt.
Wenn Rückzug nicht möglich ist und der Körper trotzdem irgendwie reagieren muss, kommt Bewegung.
Erst ein kurzes Zucken. Dann ein Knall.
Und plötzlich steht da kein stiller Hund mehr, sondern ein lauter.
Nicht weil er provozieren will, sondern weil sein Körper den Druck nicht mehr anders loswird.
Gerade bei Hunden an der Leine ist Flucht ausgeschlossen.
Also bleibt oft nur der Weg nach vorn.
Dorsaler Vagus: Schutz durch Abschalten
- Körperliche Notbremse bei Überforderung
- Starre, keine Reaktion auf Futter oder Stimme
- Von außen ruhig, aber innerlich instabil
- Lernfähigkeit: nicht vorhanden
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Der Zustand, in dem dein Hund wirklich lernen kann
(= Ventraler Vagus aktiv)
Hier ist dein Hund offen, neugierig und ansprechbar.
Er reagiert angemessen und flexibel auf Außenreize und er kann wirklich aufnehmen, was du sagst.
Das ist der Zustand, in dem du trainieren kannst. Nicht der, den du erzwingen musst.
Ventraler Vagus: soziale Sicherheit & Lernen
- Ermöglicht Verbindung, Mitgefühl und Regulation
- Typisch: weiche Körperhaltung, ruhiger Atem, Blickkontakt möglich
- Lernfähigkeit: hoch
- Zielzustand für Training & Alltag
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Du bist nicht nur Halter – du bist Teil des Systems
Dein Hund ist kein Solo-System. Er reagiert auf dich.
Und das nicht symbolisch – sondern messbar.
Wenn du angespannt bist, verändert sich deine Atmung, dein Gang, dein Tonfall.
Und dein Hund? Liest dich. Ohne Analyse, ohne Interpretation – direkt über sein Nervensystem.
Soziale Resonanz: Dein Hund spiegelt mehr, als du denkst
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Hunde reagieren auf Körpersprache, Atemfrequenz, Muskeltonus
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Spiegelneuronen sind an der Co-Regulation beteiligt
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Je sicherer du bist, desto eher kann dein Hund sich regulieren
Verhalten ist kein Freifahrtschein, aber ein Signal
Natürlich darf dein Hund nicht alles. Natürlich darfst du eingreifen.
Aber eben nicht mit der Frage „Warum macht er das?“
Sondern mit dem Wissen: „Was braucht er jetzt, um überhaupt wieder erreichbar zu sein?“
Aggression ist oft eine Eskalationsstufe eines unerkannten Stresszustands.
Dein Hund ruft nicht „Ich bin ein Problem“, sondern: „Ich hab eins.“
📣 Du willst nicht mehr nur reagieren – sondern wirklich etwas verändern?
Dann lass uns genau da ansetzen.
Im Kurs „3, 2, 1… und nicht mehr ausgerastet“ bekommst du nicht nur Techniken –
sondern ein neues Verständnis für deinen Hund und dich.
Was du tun kannst, wenn du die Systeme erkennst
Du siehst deinen Hund an der Leine ausrasten.
Du hast trainiert, du hast dich vorbereitet und trotzdem ist es wieder passiert.
Er steht in der Leine, bellt, springt, sieht dich nicht mehr.
Was du jetzt tust, wird nicht davon abhängen, ob du die perfekte Technik hast.
Sondern davon, wie du den Moment liest.
Vielleicht ist er gerade nicht stur.
Vielleicht ist er überfordert.
Vielleicht steckt sein Körper im roten Bereich und sucht verzweifelt nach einer Lösung.
Du musst das nicht sofort richtig einordnen.
Aber du kannst anfangen, es nicht mehr persönlich zu nehmen.
Nicht jedes Bellen ist gegen dich und dein Training gerichtet.
Manchmal ist es die letzte verfügbare Antwort auf eine Situation, aus welcher dein Hund keinen anderen Ausweg mehr kennt.
Wenn du das erkennst,
kannst du stehenbleiben, ohne hilflos zu sein.
Oder weitergehen, ohne zu flüchten.
Du kannst ihm Halt geben, auch wenn du gerade innerlich nicht sicher bist.
Es geht nicht darum, ruhig zu wirken. Es geht darum, klar und handlungsfähig zu bleiben.
Wenn dein Hund laut wird, braucht er dich, um den Rahmen vorzugeben.
So weiß er, woran er sich halten kann, auch wenn es in ihm gerade tobt.
Gerade bei Hunden mit Leinenaggression hilft es, diesen Alarmzustand zu erkennen.
📣 Du willst das nicht mehr nur aushalten, sondern verändern?
Dann ist mein Kurs „3, 2, 1… und nicht mehr ausgerastet“ genau für dich.
Du lernst:
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was dein Hund dir zeigt (statt was er falsch macht)
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wie du ihn führst (statt ihn nur zu beruhigen)
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und wie ihr gemeinsam aus dem Alarmzustand wieder ins Leben kommt.
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📚 Neugierig, was im Kopf deines Hundes passiert?
In Teil 2 schauen wir uns an, wie das Gehirn im Stress reagiert mit Amygdala, Frontalhirn und allem, was zwischen Reiz und Reaktion mitmischt.
Und warum dein Hund in manchen Momenten gar keine Wahl hat, aber du schon.
👉 Bald online auf dem Blog.
Ein gut verständlicher und spannender Artikel.
Danke, dass du dein Wissen mit uns teilst! 🙂